MASS NEHMEN

Die Ausschreibung zum KUPF Innovationstopf 2003

Einreichfrist: 31. März 2003

Begrüßung

Liebe Einreicherinnen und Einreicher,

Es ist wieder soweit. Zum achten Mal lädt die KUPF OÖ zu Einreichungen im Rahmen des Innovationstopfes ein. Dieses Mal ist er ein bisschen anders – nicht nur aufgrund der späteren Aussendung – er wurde evaluiert, mit grundsätzlichen Fragen auf seine Relevanz überprüft und leicht adaptiert.

Der Innovationstopf 2003 <maß nehmen> stellt die Arbeit der autonomen Kulturinitiativen in den Mittelpunkt. Eine Arbeit, die so vielschichtig ist, dass sie sich kaum eindeutig fassen und definieren lässt. Der Innovationstopf 2003 lädt zur umfassenden Betrachtung der Wirkung von Kulturinitiativenarbeit ein. Konkreter stellt der Innovationstopf 2003 einige zentrale und grundsätzliche Fragen: Was sind die Ziele heutiger Kulturinitiativenarbeit?

Welche Strukturen und Prozesse existieren in der Kulturinitiativenarbeit?

Wir bitten die Aufmerksamkeit im Bereich Politik und Öffentlichkeit zu erregen.

Wir bitten um nachhaltige Eingriffe in die eigene Arbeit und ihre Rahmenbedingungen.

Einleitung

Gestern Abend war wieder meine Freundin Herta bei mir. Herta ist so etwas wie der Pulsschlag unseres örtlichen Kulturvereins. Was ihr seit einigen Jahren Kopfzerbrechen bereitet, ist, dass sich der Kulturverein schon sehr etabliert hat, zäh geworden ist und eigentlich nur noch sein übliches Programm abspult. Dabei wollten sie doch frischen Wind in den abgestandenen Mief unseres kleinen Ortes bringen. Anfangs hat das auch wunderbar geklappt, jede Veranstaltung wurde von den Ortskaisern als Provokation verstanden. Aber heute werden sie schon von einem ausgewiesen konservativen Bürgermeister bei jeder Gelegenheit über den grünen Klee gelobt.

Neuerdings gibt sich Herta aber nicht mehr zufrieden mit dieser Rolle. Es macht ihr keine Freude mehr, sich ähnelnde Veranstaltungen immer professioneller abzuwickeln. Sie will wieder einmal so richtig Dampf machen und auch selber wieder etwas dazulernen. Und seit einiger Zeit hat sie auch wieder ihr schelmisches Blitzen in den Augen und sprüht nur so vor Ideen, was man alles anstellen könnte.

Leider, so meinte sie zum Abschied, habe sie vor lauter Alltagskram nie die Zeit darüber nachzudenken, welche Rolle unser Kulturverein in Hinkunft spielen könnte und möchte.

Aber damit muss jetzt Schluss sein, denn wir denken uns jetzt ein Projekt für den KUPF-Innovationstopf aus.

Da wird er aber schau’n, unser Herr Bürgermeister!

maß nehmen

In den Achtzigern kam regionalen Kulturinitiativen die Bedeutung zu, basisdemokratische Modelle zu leben und zeitkulturell durchzusetzen. Die grundsätzliche Anerkennung dessen ist heute erreicht. Nun aber müssen die Stoßrichtungen erneut in den Mittelpunkt gerückt werden. Wurde die Kulturinitiativenszene vor zwanzig Jahren noch als Gegenkultur zur „Kultur des Marktes“ gesehen, taucht nun beispielsweise die These auf, dass gerade autonome Kulturinitiativen die Funktion der VorreiterInnenrolle für die New Economy punkto Flexibilisierung und atypische Arbeitsverhältnisse innehaben. Als hätten sich Wirtschaftsbosse die Bereitschaft zur Mehrarbeit von den Kulturinitiativen abgeschaut.

Der KUPF-Innovationstopf lädt ein:

  • Anstoß für neue Entwicklungen zu setzen.

Wir stellen die Frage nach den Zielen der heutigen Kulturinitiativenarbeit und sehen als Bestimmungsgrößen ihre Strukturen und Prozesse. Denn es ist ein Unterschied, ob Entscheidungen alleine oder in Teams gefällt werden, ob Entwicklungsphasen bis zum Ergebnis eingerechnet werden und vieles mehr. Ein Konzert ist demnach nicht einfach nur ein Konzert. Auch vorgelagerte Prozesse und strukturelle Bedingungen werden insgesamt die Qualität der Arbeit ausmachen. Der Innovationstopf lädt zur Selbstbestimmung der Arbeit.

  • zur Selbstbestimmung der Kulturarbeit.

Der Alltag von Kulturinitiativen führt weiter zu ihrer öffentlichen Wahrnehmung. Wo und wie werden regionale Kulturinitiativen sichtbar und welche Strategien, sei es realpolitischer oder öffentlichkeitswirksamer Art, stehen zur Verfügung. Welche alltäglichen, als auch kreativen Vermittlungsformen gibt es, um niedrigschwellige Zugänge einzulösen? Welche Zielgruppen werden durch die Vermittlungsarbeit angesprochen?

  • zu Projekten, die sich mit dem Verhältnis von ProduzentInnen zu KonsumentInnen/Öffentlichkeit auseinandersetzen.

Der gesellschaftliche Gestaltungsrahmen spiegelt öffentliche Akzeptanz und politische Durchsetzungskraft. Wo liegen die Ergebnisse aus der autonomen, regionalen Kulturarbeit?

  • sich einzumischen und die Aufmerksamkeit von Öffentlichkeit und Politik zu erregen.
  • die Eingriffe des Vereins in die örtlichen Strukturen zu thematisieren und sichtbar zu machen.
  • Prozesse des Eingreifens in und Aufbrechens von (eigenen) Strukturen zu thematisieren und sichtbar zu machen.
  • die alltägliche Lebenswelt in die Kulturarbeit einzubeziehen und zugleich eine Rückwirkung der so entstehenden Formen von Kunst und Kultur in unsere Gesellschaft anzustreben.

Der KUPF-Innovationstopf lädt also ein zur Einreichung von an gesellschaftlichen Fragen orientierten kulturellen Projekten in den Grenzbereichen von kultureller, sozialer und politischer Arbeit, die solche, ähnliche und noch viel weitergehende Fragestellungen und Themenbereiche mit Mitteln der Kunst und Kultur behandeln.

Für Fragen sowie als Diskussionspartnerin steht das KUPF Team gerne bereit.

Leitlinien für die Einreichung

Die Projekteinreichung muß folgende Teile beinhalten, damit die Jury das Projekt beurteilen kann:

  • Projektbeschreibung: eine detaillierte Beschreibung des Vorhabens, die die Motivation und die Relevanz in Bezug auf das Thema und regionale Gegebenheiten erläutert. Wie ist das Verhältnis von Prozess und Ergebnis und deren Bedeutung? Die Ergebnis- und Prozessorientierung ist von Projekt zu Projekt unterschiedlich und sollte erläutert werden.
  • Selbstdarstellung des/r EinreicherIn: Wer ist TrägerIn des Projekts, welche kulturellen/künstlerischen Projekte wurden bereits realisiert.
  • Budget: realistisch kalkulierte Projektkosten und Einnahmen; gewünschter Finanzierungsbedarf durch den KUPF-Innovationstopf.
  • Die Einreichung sollte nicht länger als 10 Seiten sein.

Entscheidungskriterien

Eine unabhängige 5-köpfige Jury beachtet für ihre Entscheidung folgende Kriterien:

  • Welche Zusammenhänge werden in der Kulturinitiative, in der Gemeinde, in der Region hergestellt?
  • Auf Realisierung von Projekten autonomer Kulturinitiativen im regionalen Raum wird, wie auf Projekte, die in nachhaltigen Kooperationen entstehen/entwickelt und/oder umgesetzt werden, besonderer Augenmerk gelegt.
  • Nicht gefördert werden reine Dokumentations- und Präsentationsprojekte, wie Festschriften, Folder, Homepage etc.

Der KUPF-Innovationstopf ist finanziert aus Mitteln des Landes Oberösterreich

Rechtliche Bedingungen

Die Jury entscheidet unter Ausschluss des Rechtsweges. Dem/der Teilnehmer/in entsteht durch die Einreichung eines Projektes kein Rechtsanspruch. Sämtliche UrheberInnenrechte verbleiben dem/der Einreicher/in.

Die KUPF haftet nicht für Aufwendungen, die dem/der Einreicher/in im Zusammenhang mit der Beteiligung an dieser Ausschreibung entstehen. Ebenso übernimmt die KUPF keine Haftung für eingereichte Projektunterlagen. Diese gehen ersatzlos in das Eigentum der KUPF über. Die zu vergebenden Förderungen sind Fördermittel des Landes Oberösterreich. Projekte, die bereits vom Land OÖ unter dem Titel Kulturförderung finanziert werden, können daher nicht zusätzlich durch den KUPF-Innovationstopf finanziert werden. Die Vergabe und Abrechnung der Fördermittel erfolgt nach den geltenden Bestimmungen des Landes OÖ.

Es besteht die Verpflichtung, auf sämtlichen Werbematerialien und Produkten im Rahmen der Projektrealisierung das KUPF-Logo und die Aufschrift „Gefördert durch das Land Oberösterreich im Rahmen des KUPF-Innovationstopfes“ anzubringen (Vorlage wird von der KUPF zur Verfügung gestellt) und bei eigenen Presseaussendungen bzw. -konferenzen auf die Finanzierung durch den Innovationstopf hinzuweisen.