Der „Arbeitsgesellschaft“ der westlichen Industriestaaten scheint die Arbeit auszugehen. Was tun?
Auch der KUPF-Innovationstopf kann die Welt nicht retten, aber wir wollen versuchen, bedrohlichen Entwicklungen entgegenzuwirken und positive Entwicklungen zu fördern. Österreich ist geprägt von einer oftmals schon kurios anmutenden Staatsgläubigkeit. Nicht nur Gewerkschaften, sondern auch Wirtschaftstreibende, StudentInnen, Eltern und SportlerInnen erwarten sich vom Staat die Lösung ihrer jeweiligen Probleme. Unter diesen Umständen konnte sich die „bürgerliche (demokratische) Gesellschaft“ nie so recht vom „Staat“ freispielen.
Daher haben auch Gruppen und Bewegungen, die auf Selbstorganisation und Eigentätigkeit setzen, in Österreich von jeher einen schwierigeren Stand als in vergleichbaren Ländern, sodaß die viel zitierte „Zivilgesellschaft“ in Österreich noch immer ein sehr unterentwickeltes Dasein fristet. Nun wird aber Österreich auf Grund seiner stärkeren internationalen Einbindung (z.B. die Abtretung einiger Souveränitätsrechte an die EU) gezwungen, sich als „moderner Staat“ zu gebärden und das Verhältnis zu seinen BürgerInnen weniger fürsorglich-feudal zu gestalten.
Freie Kulturarbeit profiliert sich bereits seit Jahren als ein gesellschaftlicher Bereich, der über breites Wissen und langjährige Praxis in der zivilen Selbstorganisation verfügt, und in dem seit Jahrzehnten Modelle der direkten BürgerInnenbeteiligungen (auch an politischen Entscheidungen) erprobt und gelebt werden. Und genau hier wird der KUPF-Innovationstopf ’99 ansetzen.
Bereiche, aus denen sich der Staat zurückzieht, liegen entweder brach oder werden durch zivile Selbstorganisation aufgefangen. Freie Kulturarbeit, die sich nicht auf Veranstaltungs- oder Kunstvermittlungstätigkeit beschränkt, sondern die Kulturarbeit als ENTWICKLUNGSARBEIT begreift, ist in der Lage, neu entstehende (und auch alte) gesellschaftliche Mankos zu erkennen und (dauerhaft) auszugleichen.
(Über-) Regionale Entwicklungskonzepte, die nachhaltig dem Gemeinwesen einer Gemeinde, einer Region, eines Bezirkes oder des Landes Oberösterreich zuträglich sind, können beim KUPF-Innovationstopf eingereicht werden. Vor allem Konzepte, die auf die Stärkung direkter BürgerInnenbeteiligungsmöglichkeiten abzielen, die Kultur und Kunst zu mehr Öffentlichkeit verhelfen, sie im lokalen Raum verankern und verwurzeln, oder die allgemein der Förderung unterrepräsentierter und benachteiligter gesellschaftlicher Gruppen dienen, können prinzipiell aus dem KUPF-Innovationstopf ’99 gefördert werden.
In einer öffentlichen Jurysitzungwerden die einzelnen Entwicklungskonzepte von Fachleuten besprochen und die bestechendsten gefördert.
Der „Arbeitsgesellschaft“ der westlichen Industriestaaten scheint die Arbeit auszugehen. Der drohende sprunghafte Anstieg der Arbeitslosigkeit stellt viele Staaten vor schier unlösbare Probleme. Andererseits liegen viele Felder gesellschaftlich notwendiger Arbeit brach. Diese Arbeitsfelder haben zwar nicht mit zweistelligen Wertschöpfungsquoten aufzuwarten, decken aber den Bereich gesellschaftlichen Lebens ab, der eine zivilisierte Gesellschaft von der Wolfsgesellschaft des „Turbo-Kapitalismus“ unterscheidet. Durch den KUPF-Innovationstopf soll vor allem dieser (zivilisierende) Teil des gesellschaftlichen Lebens gefördert werden. Daher werden bei den eingereichten Entwicklungskonzepten ausschließlich die Personalkosten aus dem Innovationstopf übernommen.
Schon auf Grund der Nachhaltigkeit der eingereichten Projekte erscheint es sinnvoll, sich für die jeweiligen Entwicklungskonzepte (regionale/lokale/internationale/institutionelle usw.) PartnerInnen zu suchen, die nach der geförderten Startphase das Projekt weitertragen können. Solche PartnerInnen können Gemeinden, Kulturinitiativen, BezirksschulrätInnen, Interessens- oder Standesvertretungen, ErfinderInnenkollektive, BäuerInnenkooperativen, private SponsorInnen, kirchliche Stellen usw. sein. Ein wesentliches Ziel aller eingereichten Projekte sollte es überdies sein, die geschaffenen Arbeitsplätze längerfristig abzusichern bzw. weitere Arbeitsplätze zu schaffen.