Andi Wahl, einer der Betreiber des Innovationstopfes, stellte sich den Fragen von Waltraut Geier
Die KUPF hielt Ende Februar die Jurysitzung zu ihrem siebten Innovationstopf ab. Das diesjährige Thema “Macht:Politik“ animierte 34 Gruppen und Einzelpersonen zu Einreichungen. Eine Jury vergab Fördersummen in der Gesamthöhe von 75.000 Euro (ca. 1 Mio. Schilling).
Geier: Du hast nun das x-te mal den KUPF-Innovationstopf gemacht. Was hat sich in den letzten Jahren verändert, und was war das besondere an Macht:Politik?
Wahl: Zuerst muss ich klar stellen, dass ich niemals alleine den Innovationstopf betreut habe, sondern immer gemeinsam mit jemand anderem – und natürlich mit Unterstützung durch das KUPF-Büro. Bei diesem Innovationstopf war es sogar so, dass die Hauptarbeit Ulrike Stieger gemacht hat. Auch die Jurybesetzung hat Ulrike bestimmt.
Aber zu deiner Frage. Was sich im wesentlichen verändert hat, ist die Beteiligung durch KUPF-Initiativen. Diese war früher stärker. Ein Indiz dafür, dass sich der Innovationstopf immer weiter in die “Randbereiche“ der Kulturarbeit bewegt hat. Und das ist, bei aller Kritik, die uns immer wieder deswegen entgegenschlägt, ja auch Absicht. Es hätte keinen Sinn, etwas zu fördern, das ohnehin gute Aussichten hat, vom Land Oberösterreich oder einer anderen Förderstelle unterstützt zu werden. Der Innovationstopf hat sich in den letzten Jahren bemüht, neue Kreise anzusprechen (Jugendliche, Sozialinitiativen, MigrantInnen), und das ist uns auch sehr gut gelungen.
Geografisch gab es aber eine stetige Zentralisierung. Auch diesmal finden ja die meisten Projekte in Linz statt.
Das ist leider wahr, und es wird wohl auch wichtig sein, dieser Entwicklung gegenzusteuern. Das Problem ist, dass sich viele innovative Gruppen nur in einem urbanen Umfeld entwickeln können. Aber die Stadt Linz hat sich ja jetzt dazu entschlossen, nur noch Projekte von in Linz hauptwohnsitzlich Gemeldeten zu unterstützen. Dadurch bleibt vielleicht in Hinkunft mehr Kreativität und Aktivität in ländlichen Bereichen.
Immer wieder werdet ihr von ProjektbetreiberInnen, deren Anträge nicht ausgewählt wurden, attackiert. Heuer soll es ja besonders schlimm gewesen sein.
Nein, gar nicht. Ein Projektbetreiber hat ein bitterböses Mail geschickt, in dem er Jurymitglieder als rückgratlos, verklemmte Linksintellektuelle und so weiter beschimpfte. Das war nicht schlimmer als die Jahre davor, da wurden wir auch immer wieder beschimpft. Das hängt vor allem damit zusammen, dass wir öffentliche Jurysitzungen machen, ProjektbetreiberInnen der Jurysitzung also beiwohnen können. Das hat nicht die Brutalität eines Bachmann-Preises, aber man muss sich doch geballte Kritik anhören, gerade wenn das Projekt abgelehnt wird. Viele fühlen sich dann von der Jury missverstanden bzw. werden tatsächlich missverstanden.
Mit diesem Innovationstopf wolltet ihr doch ausgewiesenermaßen eine (Re)Politisierung der Kulturarbeit vorantreiben. Ist das gelungen?
Das muss sich erst weisen. Die Projekte sind ja erst in Vorbereitung. Aber die Jury hat, ganz nach unseren Intentionen, auch politische Kriterien angewandt. Natürlich, wenn man meint, dass bereits eine Ausschreibung einen Effekt zeitigt, dann war es sicherlich ein klares Zeichen der KUPF, dass sie auch weiterhin nicht gewillt ist, Kultur als kreative Feierabendgestaltung und Schnörkel zu begreifen, sondern als Feld gesellschaftlicher Auseinandersetzungen. Finanzminister Grasser spricht ja neuerdings auch immer davon, dass er eigentlich eine “Kulturveränderung“ in diesem Land (hin zur Leistungsgesellschaft) erreichen möchte. Da wird die KUPF natürlich auch weiter dagegen halten.
Gibt es ein Projekt, um das dir besonders leid ist, weil es nicht ausgewählt wurde?
Ja.
Willst du es mir auch sagen?
Ungern. Aber gut. Es ist “Politik braucht Gesprächskultur“ vom Kulturverein Tribüne in St. Georgen/Gusen. Das hätte mir sehr gut gefallen. Aber der Antrag klang leider etwas zu banal. Dabei bin ich mir sicher, dass die Tribüne dieses Projekt sicherlich sehr gut umgesetzt hätte. Im Gegensatz zu Projekten, die als Konzept wunderbar klingen, wo dann aber nicht einmal 20 Prozent von dem, was versprochen wird, umgesetzt wird.
Danke für das Gespräch.
Waltraut Geier