2002 MACHT:POLITIK

Die KUPF stellt die Frage nach der Zukunft und wie sie heute schon gestaltet werden kann.

Ausschreibung zum Innovationstopf 2002.

Einreichfrist: 14. Jänner 2002

Die Welt strebt, so wird vielerorts behauptet, auf eine neue Ordnung zu. Doch wer werden die neuen MachthaberInnen dieser Ordnung sein? Und wie wird es in dieser Ordnung um Mitbestimmung, Selbstbestimmung und Demokratie bestellt sein?

Der KUPF-Innovationstopf ’02 stellt die Frage, unter welchen Bedingungen wir in Zukunft leben werden und wie diese Zukunft schon heute von Einzelnen und Gruppen mitgestaltet werden kann und muss. Nachdem sich die Politik immer mehr aus der Verantwortung stiehlt und in vielen Ländern vorwiegend danach trachtet, möglichst günstige Voraussetzungen für multinationale Konzerne und Finanzkapital zu schaffen, stellt sich die KUPF auf die Seite jener, die sich das Heft gesellschaftlicher Gestaltung nicht einfach von behaupteten ökonomischen Zwängen und Standortsicherungsmaßnahmen aus der Hand nehmen lassen wollen.

Dieser Gestaltungswille findet in der weltweiten Antiglobalisierungsbewegung beeindrucken-den Ausdruck. Ist es diese Bewegung, die Modell stehen wird für neue Organisationsformen, und Mitbestimmungsmöglichkeiten oder wird die „Neue Ordnung“ – wie so viele davor – herbeigebombt werden?

Der KUPF-Innovationstopf ’02 beschränkt sich aber nicht auf diese globale Sicht des Weltenlaufes, sondern stellt auch die Fragen nach dem persönlichen Leben. Wie kann sich die/der Einzelne in dieser neuen Weltordnung einrichten, wie an Mitbestimmungsmodellen, wie an Widerstandsbewegungen teilnehmen?

Und welche Rolle werden Kunst und Kultur dabei spielen, und was geschieht mit der Politik?

Solche, ähnliche und noch viel weitergehende Fragestellungen werden Projekte des KUPF-Innovationstopfes 2001 mit Mitteln der Kunst und der Kultur behandeln.

Also fassen auch Sie sich ein Herz und reichen Sie Ihre Ideen als Einzelperson oder als Gruppe beim KUPF-Innovationstopf ein. Nutzen Sie die Möglichkeiten, die eine durch den Machtwechsel 1999/2000 dynamisierte und soeben aus ihrem Dornröschenschlaf erwachte, neugierig blinzelnde Öffentlichkeit bietet, für Ihre Blickwinkel, Ansichten, Bearbeitungen und Beleuchtungen gesellschafts(politischer) Fragen.

macht:politik

Sie kennen das ja. Seit Anbeginn der Menschheit sind die Formen und Normen, nach denen sich menschliches Zusammenleben gestaltet, ständigem Wandel unterworfen. Gesellschaftssysteme und Herrschaftsmodelle entstehen und vergehen. Diktaturen und Theokratien, Räterepubliken und bürgerliche Demokratien, ja ganze Weltreiche und Empires breiteten sich aus und verglommen, oder wurden jäh erstickt.

Solange menschliche Geschichtsschreibung zurückreicht, sind uns auch Versuche bekannt, in diesen widersprüchlichen Entwicklungen Ordnung und Gesetzmäßigkeiten zu erkennen, dem Wesen gesellschaftlicher Entwicklung auf die Schliche zu kommen. Die Erklärungsmodelle sind ebenfalls Legion: der Finger göttlicher Macht, kosmische Zeitenwenden, gesellschaftliche Veränderungen als Ausdruck ökonomischer Umbrüche, Einflussnahmen außerirdischer Mächte, Verschwörungstheorien oder der unbefangene Glaube an die Macht fortschreitender Aufklärung. Doch selbst nach Jahrtausende langem Bemühen können wir heute keine verbindliche Auskunft darüber geben, welche Kräfte es sind, die gesellschaftliche Veränderungen herbeiführen und festigen.

Staatliche Organisation zerbröckelt

Auch heute erleben wir einschneidende Veränderungen in gesellschaftlichen Gefügen. Sehr bedeutende Neuregelungen werden unter dem Begriff der Globalisierung zusammen gefasst. Im Zuge dieser Entwicklungen verliert ein bisher bedeutendes Bezugssystem, der Staat, zunehmend an Bedeutung. Nicht nur, dass Staaten immer mehr Kompetenzen „freiwillig“ an supranationale Zusammenschlüsse wie die EU abgeben, gehört es mittlerweile selbst unter PolitikerInnen zum guten Ton, immer wieder auf die Beschränktheit der Politik hinzuweisen. An ihre Stelle träten – so eine weit verbreitete Behauptung – multinationale Konzerne, Finanzkapital und Pensionsfonds. So zählen beispielsweise die Vereinten Nationen 50 multinationale Konzerne zu den wichtigsten 100 Weltmächten.

Diese angeblich neuen MachthaberInnen, denen sich PolitikerInnen immer bereitwilliger und beinahe hündisch unterwerfen, treffen zwar für viele Menschen weitreichende Entscheidungen, haben aber den Makel, demokratisch in keiner Weise legitimiert zu sein.

Eine Reihe von Fragen ergeben sich aus diesen Entwicklungen:

  • Wird die Idee demokratischer Mitbestimmung zusammen mit dem Nationalstaat auf dem Kehrichthaufen der Geschichte landen, oder stehen wir an der Schwelle neuer Organisations- und Demokratieformen, und wie können diese aussehen?
  • Kann die weltweite Anti-Globalisierungsbewegung Pate stehen für zukünftige Organisationsformen, oder wird sie durch Einbindung in Entscheidungsgremien von Organisationen wie WTO, IWF und Weltbank von diesen absorbiert und neutralisiert?
  • Wie kann zukünftig – im Sinne einer demokratischen Gesellschaft – auf die neuen EntscheidungsträgerInnen Einfluss genommen werden, und welche Regelsysteme können es sein, die eine demokratische Kontrolle dieser weitreichenden Entscheidungen gewährleisten?
  • Werden sich Ð als Gegenstück supranationaler Zusammenschlüsse – auch Widerstandsbewegungen stärker internationalisieren?
  • Welche Einflussmöglichkeiten und Betätigungsfelder verbleiben der/dem Einzelnen in einer sich immer weiträumiger orientierenden Welt?
  • Welche Rolle wird zukünftig Medien und neuen Kommunikationstechnologien zukommen?
  • Ist die viel beschworene „Macht der KonsumentInnen“ – Einkaufsverhalten und ethische Fonds – ein probates Mittel, um Konzerne und Staaten zur Einhaltung der Menschenrechte zu drängen oder ein nett gemeinter Versuch, den entfesselten Kapitalismus ein wenig freundlicher erscheinen zu lassen und zumindest eine „Demokratie der Geldbörsen“ in die „Neuen Zeiten“ hinüber zu retten?
  • Was geschieht nach ihrer (Selbst)Entmachtung mit staatlicher Politik? Wird sie künftig nur noch nach ästhetischen Kriterien ablaufen oder sich zumindest den Status einer Provinzverwaltung sichern können? Werden zukünftige PolitikerInnen nicht mehr in Parteischulen sondern in Kliniken für plastische Chirurgie geformt? Werden auch noch die letzen politischen Inhalte zugunsten politischer Verpackungen und Zuckergüsse abdanken müssen?

Solche, ähnliche und noch viel weitergehende Fragestellungen werden Projekte des KUPF-Innovationstopfes 2001 mit Mitteln der Kunst und der Kultur behandeln.

Also fassen auch Sie sich ein Herz und reichen Sie Ihre Ideen als Einzelperson oder als Gruppe beim KUPF-Innovationstopf ein. Nutzen Sie die Möglichkeiten, die eine durch den Machtwechsel 1999/2000 dynamisierte und soeben aus ihrem Dornröschenschlaf erwachte, neugierig blinzelnde Öffentlichkeit bietet, für Ihre Blickwinkel, Ansichten, Bearbeitungen und Beleuchtungen gesellschafts(politischer) Fragen.

Der KUPF-Innovationstopf ist finanziert aus Mitteln des Landes Oberösterreich

Wer kann einreichen?

Unabhängige Kulturinitiativen sowie Einzelpersonen und Gruppen (unabhängig von Herkunft, Wohnsitz oder Staatsangehörigkeit) mit Ausnahme von Gebietskörperschaften, Angestellten und Vorstandsmitgliedern der Kulturplattform Oberösterreich sowie der Kulturplattform selbst.

Die geförderten Projekte müssen in Oberösterreich stattfinden oder einen starken Oberösterreich-Bezug haben.

Einreichunterlagen

Die Projekteinreichungen müssen neben der Projektbeschreibung einen Budgetplan (in Euro und ATS) beinhalten. Eine 10-fache Ausfertigung zur Verteilung an die Jurymitglieder und FördergeberInnen Ð ist Grundbedingung.

Entscheidung

Eine fünf-köpfige ExpertInnen-Jury wird aus den eingereichten Projekten eine Auswahl treffen.

Dotation

Der KUPF-Innovationstopf ist mit mindestens Euro 75.000 / ATS 1.032.022,50 aus Mitteln des Landes OÖ dotiert.

Termine

Die Einreichfrist endet am Montag, 14. Jänner 2002.

Bis zu diesem Zeitpunkt (Poststempel) müssen Projektbeschreibung und Finanzierungsplan an die KUPF – Kulturplattform Oberösterreich, Hofgasse 12/1, 4020 Linz geschickt worden sein.

Die Juryentscheidung fällt im Februar 2002. Die Auszahlung der Fördergelder erfolgt frühestens ab Mai 2002.

Der Projektbeginn muss noch im Jahr 2002 erfolgen.

Beratung

Das Team der KUPF bietet als Service wieder Beratungen für potentielle EinreicherInnen an.

InteressentInnen wenden sich bitte an das Büro der KUPF.

Rechtliche Bedingungen

Die Jury entscheidet unter Ausschluss des Rechtsweges. Dem/der Teilnehmer/in entsteht durch die Einreichung eines Projektes kein Rechtsanspruch. Sämtliche Urheberrechte verbleiben dem/der Einreicher/in.

Es besteht die Verpflichtung, auf sämtlichen Werbematerialien im Rahmen der Projektrealisierung das KUPF-Logo und die Aufschrift „Gefördert durch das Land Oberösterreich im Rahmen des KUPF-Innovationstopfes“ anzubringen (Vorlage wird von der KUPF zur Verfügung gestellt) und bei eigenen Presseaussendungen bzw. -konferenzen auf die Finanzierung durch den Innovationstopf hinzuweisen. Die ProjektbetreiberInnen verpflichten sich, der KUPF nach Realisierung des Projekts eine Projektdokumentation zu liefern.

Die KUPF haftet nicht für Aufwendungen, die dem/der Einreicher/in im Zusammenhang mit der Beteiligung an dieser Ausschreibung entstehen. Ebenso übernimmt die KUPF keine Haftung für eingereichte Projektunterlagen. Diese gehen ersatzlos in das Eigentum der KUPF über.

Die zu vergebenden Förderungen sind Fördermittel des Landes Oberösterreich. Projekte, die bereits vom Land OÖ unter dem Titel „Kulturförderung“ finanziert werden, können daher nicht zusätzlich finanziert werden. Die Vergabe und Abrechnung der Fördermittel erfolgt nach den geltenden Bestimmungen des Landes OÖ.