Ergebnisse der IT04 Jury

Nach einem Tag der heftigen Diskussion im Kunstraum Goethestrasse liegen die Entscheidungen über die zu fördernden Projekte für den 9ten KUPF Innovationstopf vor. Die aktuelle Radiosendung der KUPF beschäftigt sich mit der Jury des Innovationstopfes.

 

AFRIKANISCHE LITERATUR FÜR WELTOFFENHEIT / 45

Der Einreicher möchte mit seinem Projekt den Zugang zu afrikanischer Literatur ermöglichen. Dazu werden afrikanische SchriftstellerInnen nach Österreich eingeladen und in Schulen oder auch Kulturinitiativen Lesungen abgehalten, in deren Anschluss eine Diskussion stattfinden kann.

Patrick Addai

 

DIE STRATEGIEN DER EINDRINGLINGE / 12

Das autonome Zentrum von und für Migrantinnen – maiz – hat in den letzten Jahren zahlreiche Projekte durchgeführt, die sich im Grenzraum zwischen dem sozialen Feld und dem Kulturbereich bewegen und sich auch als Öffentlichkeitsarbeit entfalten. Projekte, die das Ziel verfolgten, Migrantinnen eine Betätigung jenseits der Aufforderung, als Botschafterinnen exotischer Kulturen zu fungieren, und die Mitgestaltung als handelnde Subjekte zu ermöglichen.

Obwohl es uns bewusst ist, dass wir im Lauf unserer zehnjährigen Tätigkeit Vieles erreicht haben, neue und entscheidende Ansätze und Methoden entwickelt und umgesetzt haben, erkennen wir die Notwendigkeit einer Reflexion unserer Praxis als Migrantinnen im Zusammenhang mit der Thematik dieses Antrages. Es bedarf einer Konfrontation mit Herausforderungen, die unseres Erachtens nicht spezifisch für maiz sind, aber selten von anderen im Migrationsbereich tätigen Organisationen und Gruppen expliziert werden.

Im Rahmen dieses Projektes wollen wir in Zusammenarbeit mit KünstlerInnen und Migrantinnen, die in verschiedenen Projekten von maiz mitgewirkt haben, einen Reflexionsprozess durchführen. Ziel der Reflexion ist es, in einem ersten Moment eine Auseinandersetzung über den “Ort” Öffentlichkeit und ihre festgelegten Zuschreibungen, Funktionen und Strukturen zu führen. Der nächste Schritt bewegt sich in Richtung einer Auseinandersetzung über Prinzipien, Ziele und Formen einer antirassistischen und antisexistischen Kultur- und Öffentlichkeitsarbeit, um weitere Aktivitäten zu planen, die im Einklang mit den formulierten Prinzipien innerhalb dieses Projektes durchgeführt werden sollen. Diese Folgeprojekte sollen im Zusammenhang mit dem Ziel der Erarbeitung einer neuen Definition der Zuschreibungen des “Ortes” Öffentlichkeit konzipiert werden.

Weiters planen wir die Realisierung einer Tagung zum Thema antirassistische und antisexistische Öffentlichkeitsarbeit als Raum für Verbreitung der und Austausch über die Ergebnisse und Erkenntnisse mit interessierten Organisationen, Gruppen und Personen.

Maiz, http://www.servus.at/maiz

 

EINE SOZIONAUTISCHE REISE IN ANDERE FRAUENWELTEN / 46

Grenzen zwischen Sozial- und Kulturarbeit sollen durchlässiger werden. Versteckte Lebenswelten sichtbar gemacht werden, von jenen, die darin leben. Es sollen “New Spaces” von wohnungslosen Frauen erforscht werden. Eine “sozionautische Reise” auf den Linzer Pöstlingberg, in den darin verborgenen Märchenkeller soll stattfinden. Mitreisende sind wohn-not-erfahrene Frauen. Die “Sozionautinnen” werden sich fragen. “Wie leben Frauen? Wie im Märchen?” Dabei soll Bild- und Assoziationsmaterial zutage gefördert werden. In einer weiteren gemeinsamen Bearbeitung werden dann die Erkenntnisse, Bilder und Texte gesichtet, sortiert, veröffentlicht (Internet, Kupfermuckn) und verinnerlicht (Empowerment für wohnungslose Frauen) – für mehr “space and openess” für wohnungslose Frauen.

Arge Obdachlose

 

KRITISCHER JOURNALISMUS / 39

Die Monatszeitung MALMOE plant einen Workshop “Kritischer Journalismus” in Linz. Dort sollen Personen aus dem kulturellen Feld in Oberösterreich, die an journalistischer Darstellung mit gesellschaftskritischer Orientierung interessiert sind, Grundkenntnisse und Praxiserfahrungen vermittelt werden, die an bestehenden Ausbildungsstätten und in der Praxis der großen Medienhäuser nicht vermittelt werden.

Mit interessierten TeilnehmerInnen wollen wir Fragen wie Kontextualisierung des eigenen Schreibens im gesellschaftlichen und medialen Umfeld, Verhältnis zu Quellen, Objektivitätsverständnis, kollektives Arbeiten vs. Einzelkämpfertum, Freiräume und Arbeitsverhältnisse in kommerziellen Medien, Stellung und Zweck nicht-kommerzieller Medien etc. behandeln.

Die Veranstaltung in Oberösterreich soll zwei Zwecken dienen: Erstens soll damit das Potenzial der zahlreich vorhandenen Kulturaktiven in Oberösterreich gefördert und genutzt werden. Zweitens will MALMOE damit versuchen, seiner Wien-Lastigkeit zu entkommen und eine feste Verankerung in Oberösterreich zu finden.

Malmoe, http://www.malmoe.org

 

AKTIONSWOCHE RUDOLFSTRASSE / 28

Die Rudolfstraße wird von LinzerInnen und NichtlinzerInnen nur als Durchzugsstrasse wahrgenommen. Wir öffnen diese “Blackbox” und machen die Rudolfstraße auf andere Art sichtbar. Die eigenartige Mischung von Rotlichtmilieu, KünstlerInnenateliers und Ring-Bäckerei, dieses Nebeneinander von Flüchtlingsheim, Bernaschekplatz mit Widerstandsdenkmal und verrufenem Spielcafe, Tattoo-Studio, Anarchistenbüro und Neuapostolische Kirche.

Die Rudolfstraße ermöglicht ganz spezifische Erfahrungen: Extreme Bewegung und gleichzeitig triste Langsamkeit, wohlhabende Bürgerlichkeit neben Flüchtlingsschicksalen.

Diese Gegensätze zu erforschen und aufzuzeichnen, soziologisch wie historisch, den Geschichten der Menschen und Häuser nachzugehen, ist der Zugang unserer Arbeit. Wir erwarten uns einen kunterbunten, multikulturellen Reigen an Antworten, Stellungnahmen und Geschichten, die die heutige Situation der Rudolfstraße beleuchten, aber auch den Wandel innerhalb der letzen Jahrzehnte aufzeigen.

Diese Inhalte versuchen wir nun innerhalb der Aktionswoche transparent zu machen. Wir planen eine Ausstellung und verschiedene Aktionen innerhalb dieser Woche, sowie eine Dokumentation in Form einer Box.

Freundinnen der Kunst

 

VORSORGEN / 33

Im Vorfeld des geplanten Programmstarts im Frühjahr 2004 (Freier Rundfunk Freistadt GmbH) sind intensive organisatorische und technische Vorarbeiten und vor allem Qualifizierungsmaßnahmen nötig. Ziel ist ein Programm, das organisatorisch, technisch und inhaltlich mit guter Qualität ON AIR geht und eine breite Verankerung in der Bevölkerung aufweist. Die im Rahmen dieses Projektes geleisteten Vorarbeiten sollen das Interesse der regionalen Bevölkerung und der vielen Organisationen und Vereine wecken und diese im Rahmen gezielter und auf die regionalen Anforderungen abgestimmten Qualifizierungs- und Schulungsmaßnahmen mit den praktischen und redaktionellen Anforderungen an eine freies regionales Radioprogramm vertraut machen. Neben umfangreichen und breiten Workshops, die allen Interessierten die praktische Medienarbeit in ihren unterschiedlichen Bereichen und Facetten nahe bringen, muss zunächst die entsprechende Infrastruktur aufgebaut werden. Dazu zählt die Einrichtung eines Cross-Medienlabors als Lern und Produktionsstätte für die Gestaltung kultureller und künstlerischer Inhalte für Radio und Internet.

Mag. Otto L. Tremetzberger, MAS

Freier Rundfunk Freistadt Gmbh

 

ROSA LILA TIP / 18

Die Landesregierung OÖ hat eine Vorlage zu einer antidiskriminatorischen Landesverfassung vorgelegt und dabei auch die freie Wahl der sexuellen Orientierung zum Schutze angedacht. Solch ein Unterfangen verdient natürlich unsere Unterstützung. Da Lesben unter mehrfacher Diskriminierung auch in OÖ leben und Erfahrungen mit Lesbenfeindlichkeit, Sexismus, Erotisierung, Verniedlichung, etc. machen, wollen wir mit interaktiven Methoden diese Thematiken ansprechen und ein Problembewusstsein erwirken.

Geplant ist eine offene Aufforderung zur Zusammenarbeit mit jeweiligen Kulturinitiativen in Freistadt, Steyr, Linz. Durchgeführt werden sollen drei kleinere Projekte mit der Absprache der Kulturvereine, wie auch allfälligen Lesbenorganisationen, oder einzelnen Lesben. Vorstellbar sind:

Unsichtbares Theater zum Thema Antidiskriminierung und traditionelle Weiblichkeit, oder eine Adaption der „sisters of intervention“, die u.a. darauf abzielte mittels Fragebögen und danach ausgehändigten Bildungsgutscheinen Informationen, wie auch Irritationen weiterzugeben bzw. zu erzeugen. Weiters wäre es möglich bei der Zurverfügungstellung einer freien Wiese ein Bauschild aufzustellen mit “Hier entsteht das erste Lesbenzentrum in XY” und als Fernsehteam Befragungen in der Umgebung auszuführen. Die Aktionistinnen/Aktivistinnen verstehen sich als interventorisch und verschieben Kunst im sozialen Feld, wie Soziales im Kunstfeld.

Lila Tip, http://www.villa.at/lilatip/index.php

 

TunnelHotel / 9

Fünf TunnelHotels – Schutzmodule des städtischen öffentlichen Raums, werden in die, jetzt durch Ketten abgesperrte Grünfläche (ein temporär genutzer Parkplatz bzw. Sammelpool für BesucherInnen des Cafe Strom/Stadtwerkstatt), eingebettet.

Gedacht ist der Raum als Schlaf- und Schutzraum für: cultural travelers – Menschen die zu speziellen, kulturellen Ereignissen nach Linz kommen (ars electronica Festival, Festival der Regionen,..), Alltagsflüchtlinge, Durchreisende, …

Stilistisch sind die TunnelHotels äußerst schlicht. Sie bestehen aus Kanalrohr – Betonmodulen (eine formale Reminiszenz an Stadtbild und Städtebau), sind liegend zwei Meter hoch und ca. zweieinhalb Meter lang – so geräumig, daß zwei Menschen stehen, sich darin bewegen, sitzen und liegen können. Die Röhren sind mit dem Grundmobiliar ausgestattet.

TunnelHotel – Schutzmodule des städtischen öffentlichen Raums – wird in den Kontext eines seriellen Arbeitsprozesses gestellt –“Prototyp“ – und belegt die Produktleistung mit Begleitmaterialien wie Handzettel und Weppage.

Oliva Schütz, Andreas Strauss

 

TEENS_OPEN_SPACE / MULTIMEDIA-MODUL / 34

Das Projekt fordert die Neudefinition von Ausstattungselementen im öffentlichen Raum und fördert die Jugendpartizipation in der Stadtentwicklung durch die Zusammenarbeit mit Partnergemeinden. Jugendliche greifen in Planungswerkstätten aktiv in die Gestaltung von Freiraum ein, schaffen künstlerische Interventionen im öffentlichen Raum, hinterfragen die standardisierte Freiraumgestaltung und schaffen neue räumliche Produkte.

Das Multimedia-Modul aus Film- und Internetproduktion ergänzt das Projekt teens_open_space mit kreativen Darstellungen der Freiraumthemen. Jugendliche drehen selbst, sind Regisseure und stehen als Handlungstragende vor der Kamera. Sie bearbeiten und verwalteten das Medienmaterial auf der Internetplattform www.teensopenspace.at und stellen es der offenen Community zur Verfügung. Es entsteht eine kollektiv gedrehte Doku, die eine facettenreiche Antwort auf die Frage: “Welchen Freiraum brauchen Jugendliche?” bietet.

Ifau, http://www.ifau.at

 

FEEDBACK & DISASTER / 3

Feedback & disaster ist eine audio-visuelle Compilation an der Schnittstelle zwischen Kunst und Popkultur. Als Web-basierter Sammelpunkt verschiedener künstlerischer Produktionen und journalistischer Arbeiten, dient sie als Sinn stiftende Verdichtung der Informations-Flut im www.

Die journalistischen Beiträge der halbjährlich erscheinenden Compilation fungieren als Reflexionsebene der gezeigten künstlerischen Arbeiten. UserInnen bewegen sich entlang festgelegter Pfade durch die Homepage. Unser Ziel ist es, durch diese Kontextualisierung Gemeinsamkeiten zu finden, die sich nicht auf Technik, sondern auf die Bedingungen unter denen die Arbeiten entstanden, bzw. auf deren inhaltliche Zielsetzung beziehen.

Feedback & disaster soll AkteurInnen verschiedener subkultureller Bereiche eine gemeinsame Plattform bieten, die sich mit politischen und künstlerischen Strategien auseinander setzt. Ein weiteres Anliegen ist die Verknüpfung der lokalen linzer Szene mit verschiedenen subkulturellen Kreisen.

Doris Prlic, Andreas Kurz

 

TRANSPONS / 32

Analysiert die vorhandenen technischen Rahmenbedingungen unter dem Apekt des Zugangs von MigrantInnen zu den Medien Radio und der Nutzung des Internets zur Selbstpräsentation, -artikulation und der Austauschmöglichkeit mit anderen ethnischen Gruppen. Das Projekt soll die Partizipation von MigrantInnen im Internet fördern und darber hinaus lokale und europaweite Aktivitäten im Bereich interkultureller Medienarbeit durch den Ausbau des Audioarchivs CBA verbinden.

Ingo Leindecker, Radio Fro

http://cba.fro.at , http://www.fro.at