Grenzüberschreibende Wander-Werte

Projektbericht 2017
Projektlaufzeit: November 2016 – Oktober 2017

Verein maiz – Autonomes Zentrum von und für Migrantinnen
Kontakt: maiz@servus.at

Die immer noch aktuelle Werte-Debatte, die als eine Art zweite Umzäunung und Ausgrenzung dient, hat der Verein maiz hiermit aufgegriffen. Mit diesem Projekt will maiz einen Gegenentwurf zum derzeitigen Wertekanon aus migrantischer Perspektive an die Öffentlichkeit bringen.

Durch Reflexion des Wertebegriffs auf seinen Gebrauch und seine Bedeutung in wechselnden Kontexten, durch Dekonstruktion und unter Verwendung künstlerischer Methoden will maiz einen gegenhegemonialen Entwurf ausarbeiten. Dieser thematisiert nicht nur alltägliche Praxen der Ausschließung und reagiert auf Zwangsmaßnahmen der Assimilierung, sondern leitet auch einen Dialog über Widerstandsformen und Möglichkeiten der Wertumdeutung ein.

Die prozessorientierte und transdisziplinäre Auseinandersetzung sollte über zahlreiche Aktivitäten von und für Migrant_innen und Refugees aus dem Umfeld von maiz hinaus in die Ausstellungen an anderen Orten einfließen. Darüber hinaus sollten an der Ausstellung erweiternde Eingriffe bzw. Ergänzungen vorgenommen werden.

  1. Aktivitäten

Die für 2016/2017 geplanten Aktivitäten wurden ihm Rahmen von zwei Phasen umgesetzt.

2.1. Phase 1 (Nov. 2016 – April 2017)

  1. A) In der ersten Phase wurde einerseits eine Dekonstruktion und Kritik des hegemonialen

Wertediskurses durchgeführt und andererseits ein gegenhegemonialer Wertediskurs entworfen.

Aus verschiedenen Bereichen wurde ein externer „Werte-Weisen-Rat“ mit Werte-Weisenrätinnen* besetzt: Prof. Dr. Encarnación Gutiérrez Rodríguez, Universität Gießen, Prof. Dr. Maria do Mar Castro Varela, Alice-Salomon-Hochschule Berlin, Mag.a Adriana Torres, Linz, Prof. Dr. Nikita Dhawan, Universität Innsbruck und Mag.a Petja Dimitrova, Universität für bildende Kunst, Wien.

Aufgaben des Werte-Weisen-Rates waren:

– Thematische Annäherung und Präzisierung in transdisziplinärer Zusammenarbeit

– Entdeckung, Auseinandersetzung, Umsetzung und Reflexion des Themas und Präzisierung

– seiner Relevanz für die Kunst- und Kulturarbeit

– Erarbeitung und Präzisierung von theoretischen Grundlagen als Basis für theoretische und

– praktische Workshops mit Unterstützung von externen Aktivist_innen/Künstler_innen

– Teilnahme am Wissenslabor: Kritische Wissensproduktion zum Thema Werte

  1. B) Die geplanten monatlichen Workshops wurden geblockt und in einem „Wissenslabor-Format“ umgesetzt.

Am 31.03.-01.04.17 fand im Rahmen des Projektes und der Universität der Ignorant_innen „Wissenslabor: Kritische Wissensproduktion zum Thema Werte“ statt. Für die Mitarbeit und Teilnahme am Wissenslabor wurde ein Call ausgeschrieben (siehe Anhang). Der Aufruf richtete sich an alle, die an der Reflexion des Wertebegriffs auf seinen Gebrauch, seine Geschichte und seine Bedeutung in wechselnden Kontexten mitarbeiten wollten. Durch Dekonstruktion und unter Verwendung künstlerischer Methoden sollte ein kritischer, gegenhegemonialer Entwurf ausgearbeitet werden. Dieser sollte alltägliche Praxen der Ausschließung thematisieren und auf Zwangsmaßnahmen der Assimilierung reagieren. Darauf aufbauend sollte dieser Entwurf auch einen Dialog über Widerstandsformen und Möglichkeiten der Werteumdeutung einleiten.

Der Call zur Mitarbeit richtete sich sowohl an Mitarbeiterinnen* von maiz und kollektiv, Migrant_innen und Refugees als auch an Studierende, Künstler_innen, Pädagog_innen und alle 4 of 14 Personen außerhalb von maiz, die sich angesprochen fühlten. Vorausgesetzt wurden ein Interesse an kritischer Wissensproduktion und aktivistischer Erfahrung sowie ein Bezug zum eingereichten Projekt, zu maiz und zum kritischen Wertediskurs sowie zu der entsprechenden Praxis.

An diesen beiden Tagen nahmen mehr als 35 Personen (Mitarbeiterinnen* von maiz und kollektiv, Migrant_innen und Refugees, Aktivist_innen, Studierende, Künstler_innen, Pädagog_innen und Sozialarbeiter_innen aus Organisationen der Mehrheitsgesellschaft etc.) teil. Zusammen mit Expert_innen, der „Werte-Weisenrat“-Kolleg_innen, die sich mit queerfeministischer, antirassistischer und postkolonialer Theorie und Praxis beschäftigen, wurde mit Inputs, Workshops und Präsentationen der Arbeiten in Gruppen und im Plenum gearbeitet. Dabei wurde auch mit aktuellen Broschüren und unterschiedlichen Materialien von öffentlicher Seite, wie beispielsweise der Wertebroschüre, unter Einbeziehung künstlerischer Formate, gearbeitet.

Das Wissenslabor diente zugleich auch für die Ausarbeitung der „Wander-Werte-Ausstellungen“ und der Videodokumentaion bzw. dem Videobericht1.

2.2. Phase 2 (Mai – Okt 2017)

In der zweiten Phase erfolgte eine Zusammenstellung des gesamten Prozesses als Vorbereitung der Wander-Werte-Ausstellung.

Die Wander-Werte Ausstellung wurde in Zusammenarbeit mit Künstler_innen und Kulturarbeiter_innen entwickelt. Sie wurden zur Beteiligung an der künstlerischen und diskursiven Bearbeitung des Themas Werte eingeladen.

  1. Die Ausstellungen

IG Bildende Kunst

Willy*Fred Haus in Linz

Frauenforum Salzkammergut in Ebensee

An den Ausstellungen waren die Künstler_innen und Kollektive Merve Akyel, Maira Enesi Caixeta, Petja Dimitrova, IG [d_a_] dazdaf, Коллектив ästhetische R ebellion – Ar Se Ba, Lisbeth Kovačič, Tomash Schoiswohl und trafo.K. beteiligt.

Die Plakatausstellung wurde von Künstler_innen mit weiteren künstlerischen „Würfel-Objekten“, die für diese Ausstellungen entworfen und produziert wurden, im Schaufenster vom Willy*Fred-Haus und im Frauenform Salzkammergut präsentiert und ausgestellt.

Im Laufe der Ausstellung im Willy*Fred Haus fand ein Workshop zum Thema Werte statt, wo sich die Teilnehmerinnen der maiz-Kurse teilgenommen haben, wodurch eine Intervention an der Ausstellung ermöglicht wurde.

  1. Links

– DorfTV und Radio-FRO-Beitrag über das Wissenslabor vom 31.03.-01.04.17:

https://www.dorftv.at/video/27968

http://www.maiz.at/medien/audio

– Webpage von maiz: http://www.maiz.at/projekt/maiz-kultur/grenzueberschreibende-wander-werte