WIDER DAS VERGESSEN

Über das Innovationstopfprojekt des Wiederstandsmuseums Ebensee berichtet Katharina Wagner .

Ein Mahnmal zum Reichsstraßenbau Arbeitslager Traunsee. Hardfacts und Hintergründe über ein Projekt, das im Rahmen des heurigen Innovationstopfes „macht:politik“ mit 1.500 Euro gefördert wurde.

Hardfacts
Vom 11. Juni 1940 bis zum 22. September 1942 wurden im Arbeitslager Traunsee 482 Juden aus Wien zur Arbeit am Reichsstraßenbau gezwungen. Die Existenz dieses „Judenarbeitslagers“ blieb, insbesondere im Ort Traunkirchen bis 2001 ohne Erwähnung.
Mit einem Mahnmal versucht nun Ferdinand Götz in Kooperation mit dem Zeitgeschichte Museum Ebensee dieses Tabu zu brechen und Vergangenes wieder in Erinnerung zu rufen.
Das Konzept diese unkonventionellen Mahnmals sieht eine Vierergruppe Sitzhocker vor, deren Sitzfläche jeweils aus 10 Schichten Glas gefertigt ist worauf die Namen aller internierten Menschen vermerkt sind. Automatisch bleiben so einige Namen verborgen, andere jedoch treten an die Oberfläche, werden somit von den Augen des Betrachters deutlich wahrgenommen.
Hinter dieser Idee verbergen sich allerdings auch noch andere Bedeutungen: Die Hocker laden zum Hinsetzen und Verweilen ein. Doch durch genau dieses natürliche Handeln wird nicht nur die Vergangenheit verdeckt und aus unserem Gedächtnis gestrichen, sondern werden auch lauernde Gefahren in der Gegenwart und Zukunft unterdrückt, und dadurch geht die Sensibilisierung der Bevölkerung verloren. Aber stellt die Unwissenheit durch (un)bewusstes Verdecken von Tatsachen nicht eine der größten Gefahren unseres Systems dar? Außerdem lässt das Verweilen auf den kalten Glasplatten – wenn auch nur in Ansätzen – erahnen, unter welchen Umständen die 482 Insassen des Arbeitslagers lebten, oder eigentlich vegetieren mussten.

Ist die Umsetzung des Mahnmals schon abgeschlossen?
Da die Eröffnung für Mitte September geplant ist, stecken wir gerade in der „heißen“ Arbeitsphase.

Welche Reaktionen gibt es seitens der Bevölkerung von Traunkirchen?
Da ich nicht im Ort lebe, kenne ich die Reaktionen kaum. Allerdings stammt die Idee ein Mahnmal zu errichten vom ehemaligen Bürgermeister, im Gemeinderat gab es eine knappe Entscheidung dafür. Einige kontroverse Diskussionen wird es aber sicher geben.

Wie sieht es finanziell aus? Ihr hab ja wesentlich weniger Förderungen als ursprünglich beantragt bekommen.
Zur Geschichte: Frau Dr. Helga Künzl aus Wien gab die Initialzündung und spendete die ersten EUR 500, mit dem ausdrücklichen Wunsch, dass dieses Denkmal errichtet werde. Daraufhin startete Wolfgang Quatember vom Widerstandsmuseum Ebensee die Verhandlungen mit der Gemeinde, die weitere EUR 730 zusagte und die ersten baulichen Maßnahmen veranlasste. Die KUPF Entscheidung brachte zusätzlich EUR 1500 Subvention. All das wurde schließlich vom Nationalfond der Republik für Opfer des NS Regimes verdoppelt.

Die künstlerische Planung und Umsetzung stammt von dir. Welche Projekte hast du vor dem Mahnmal gemacht?
Beim Festival der Regionen im Jahr ’97 wurden im Rahmen des Projektes Milchfluss Fotoarbeiten gezeigt, weiters gibt es eine Ausstellungsreihe unter dem Titel TAKE OFF, die seit fünf Jahren auf Flughäfen präsentiert und allmählich um die Welt reisen wird. Außerdem wurden in einigen ORF Literatursendungen Texte von mir präsentiert. Mein Augenmerk richtet sich aber in erster Linie auf Projekte, die den/die BetrachterIn zu Aktivität auffordern und einbeziehen.

Deine Überlegungen (die kalte Sitzfläche, das Verdecken von Vergangenem, Gegenwärtigem, sowie Zukünftigem) erfordern, dass sich der Betrachter wirklich intensiv mit dem Mahnmal und der damit verbundenen Problematik auseinandersetzt, glaubst du das dies auch wirklich geschieht?
Könnte man ein Mahnmal in den Köpfen der Menschen errichten wäre es natürlich besser, so wird eben wieder einmal irgendwo irgendwas stehen und anfänglich Aufmerksamkeit, Neugierde und Diskussionen auslösen. Man kennt ja die GegnerInnen, IgnorantInnen, BesserwisserInnen und BefürworterInnen, doch wahrscheinlich wird sich auch über dieses Denkmal bald wieder das Schweigen hüllen.

Katharina Wagner